Hauch (2018)

(2018)
Handgebunden
65€
Auflage: 35
ausverkauft

Die Bücher der Künstler/innen, 24.03.2023 – 17.06.2023

Die Bücher der Künstler/innen, 24.03.2023 – 17.06.2023 in Galerie K-Strich, Bremen

Man weiß  nicht, ob es ein Nachmittag ist, ein ganzer Sommer oder einfach nur die Ewigkeit. Besonders im Sommer gibt es diese Momente, sie dauern nur kurz an, und könnten doch ewig sein. Zeitliche, aber auch körperliche Grenzen verschwimmen. Die Luft beginnt zu flirren und wird dadurch materiell. Wo endet der eigene Körper, wo beginnt seine Umgebung? Geht eine Gefahr von diesem Zustand aus oder deutet er so etwas Großes wie eine Erlösung an? Man sieht eine junge Frau auf dem Weg in den See. Man sieht sie von hinten, sie ist nackt und versucht mit ihren Armen das Gleichgewicht zu halten.
Das nächste Bild zeigt nur noch Wasser und den Horizont darüber, das nächste wenigstens wieder ihren Hinterkopf. Der Körper der Frau, die Wellen und der Himmel sind schwarz-weiß. Die Frau taucht auf und verschwindet wieder, möglicherweise wechseln die Personen, möglicherweise auch die Seen, man weiß es nicht genau. Gesichter wären zu konkret, Gesichter sieht man kaum. 

Einmal kommt eine zweite Frau ins Bild, links sieht man unten eine Hüfte, rechts eine Hand und ein angewinkeltes Knie, beide unter Wasser. Die beiden Frauen sind schon nicht mehr schwarz-weiß. Später sieht man beide an Land, etwas konkreter, nur die Gesichter sind wieder verdeckt. Von der Umgebung am Ufer, den Bäumen und dem hohen Gras, setzen sie sich ab. Das ist ein Unterschied zwischen Wasser und Luft. In Wasser löst sich alles tendenziell auf. Einmal tauchen Brüste unter der Wasseroberfläche hervor, das Wasser um den Körper herum ist dunkel, es schließt ihn ein. Die Brustwarzen über dem Wasser leuchten rot. Sie sind sehr konkret, aber so bleibt es nicht. Überhaupt bleibt kein Zustand je bestehen. Denn sobald der Körper wieder ganz unter Wasser sinkt, verschwimmt er mit dem Wasser, das ihn mit Schatten, das ihn mit Reflektionen der Sonne belegt – er wird abstrakt. Alles, wirklich alles amalgamiert, der Körper und das Wasser und das Licht. Später trennt es sich wieder, keine Grenze, aber auch keine Masse ist für immer.   

Text: Radek Krolzyk, Galerie K-Strich, 2018 (https://www.k-strich.de/de/editionen/suse-fischer)